Manuelle Therapie

Manuelle Therapie (MT), Manualtherapie (oder auch Chirotherapie genannt) zeigt ihre Ansätze schon im 5. Jhd. v. Christi, der Zeit des Hippokrates. Dies belegen Abbildungen aus Griechenland von manuellen Handgriffen und Überlieferungen des Hippokrates, der die Rolle der Wirbelsäule schon als „zentrales reflektorisches Steuerungsorgan“ in seiner Schrift über die Gelenke beschreibt und weiter formuliert, daß „ das geringe Abweichen von einem oder mehreren Wirbeln von Hand wieder in Ordnung gebracht werden sollte“ In der Weiterentwicklung der MT besonders im ärztlichen Handeln müssen die Namen Atkinson, Still, Palmer, Naegli (19. Jhd.) genannt werden. In Deutschland setzte die Entwicklung erst nach 1945 ein, wobei sich zwei Schulen bildeten:

  1. Sell’ Schule in Isny/Neurtrauchburg, die in kritischer Weise und unter fortlaufender Berücksichtigung empirischer Erkenntnisse die chirotherapeutische Technik weiterentwickelt
  2. die auf osteophatische Lehren aufbauende Schule des FAC in Hamm. Zusammenschluss beider Schulen 1966 zur DGMM (Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin)

Die Ausbildungszeit für Krankengymnasten beträgt 8 Wochen á 40 Unterrichtseinheiten mit anschließender theoretischer und praktischer Prüfung. Bei der Manuellen Therapie handelt es sich um eine, auf einer gezielten Diagnostik aufbauende, funktionelle Therapie, die mit Hilfe von Mobilisation/Manipulation und Weichteiltechniken an der Wirbelsäule und an den Extremitäten auf Funktionsstörungen einwirkt. Unter Funktionsstörung versteht man allerdings nicht allein die Störung der Bewegungsmöglichkeit eines Gelenkes, die sich im Gelenk aktiv als Einzelbewegung durchführen läßt. (z.B. EXT und FLEX im Fingergelenk) sondern auch die Gleit- und Traktionsbewegung der knöchernen Gelenkanteile. Besteht eine solche Funktionseinschränkung, spricht man von einer Blockierung ( = reversible, nicht morphologisch bedingte Funktionsstörung am Bewegungsapparat). Die im Volksmund beschriebene Technik des „ Einrenkens“ ist nur ein Teil, eine extreme Form der MT, nämlich die Technik der Manipulation (meist von Ärzten ausgeführte impulsartige Behandlungstechnik).

Die Krankngymnastik arbeitet mit der schonenden, vorsichtigen Mobilisationstechnik, mit dem Ziel durch Traktion, Gleiten und passives Bewegen in die Bewegungsrichtungen, die das Gelenk aktiv nicht zuläßt ( z.B. Rotation im Fingergrundgelenk) das umliegende Gewebe (Kapsel/Bänder) so vorzubereiten, daß das freie Gelenkspiel wieder möglich ist. Mit den Behandlungstechniken der Krankengymnasten können auch Behandlungserfolge, die durch ärztliche Manipulation erreicht worden sind kontrolliert und erfolgreich gefestigt werden, ohne daß die Gefahr besteht, daß durch mehrmalige Manipulationen an einem Gelenk eine Hypermobilität desselben entsteht. Häufig lassen sich auch Gelenke, die nicht erfolgreich manipulativ deblockiert werden können langsam mobilisierend entblocken. Der Unterschied zur ärztlichen Therapie liegt darin, daß in der Krankengymnastik gleichzeitig zu den Techniken aus der MT immer ein funktioneller Ganzkörperbefund erstellt wird, um zu überprüfen, wie die primär vorhandenen Gelenkprobleme sich auf benachbarte Gebiete auswirken und/oder den Körper evtl. als Ganzes in seinen physiologischen Bewegunsabläufen beeinträchtigen.

Es werden mit dem Patienten immer individuell für seinen Körper ökonomisch ausgerichtete Alltagsbewegungen geübt. (Sitzen, Stehen, Gehen, Laufen, Eingehen auf seine Freizeitbeschäftigungen, Arbeitsplatzgestaltung) und ein für den Patienten speziell zusammengestelltes Hausaufgabenprogramm besprochen, um Erfolge der Gelenkmobilisation zu festigen und Rezidive zu vermeiden. Werden all diese manuellen Therapietechniken erfolgreich angewendet, erfährt der Patient eine Schmerzlinderung, eine Verbesserung seiner Beweglichkeit; an der Wirbelsäule wirkt dies gleichzeitg als Reflexzonentherapie mit Auswirkungen auf Probleme der Inneren Organe. (z.B. C5 Irritation macht häufig pseudoanginöse Beschwerden, C 3/4 steht häufig in Verbindung mit Migräneanfällen, ISG Probleme können Insertionstendinosen am Torchanter major verursachen, etc.).

Kontraindikationen:
Knochentumor, Spondylitis, BS-Vorfall mit fortschreitend neurologischem Verlauf, Subluxationen/Luxationen insbesondere mit Kapsel- und/oder Bänderläsion, Osteoporose.

Verordnung auf dem ärztl. Rezept:
„Krankengymnastik mit Manueller Therapie“